Kastilien-León

Kastilien-Léon, die mit 94.000 Quadratkilometern größte autonome Gemeinschaft, ist das Herz und ehemaliges Machtzentrum des alten Spaniens. Insgesamt sieben Regionen, Denkmäler und historische Bauten werden von der UNESCO zum Weltkulturerbe gezählt, rund 300 Schlösser und Festungen geben der Gegend ihren Namen und zeugen von der glorreichen Geschichte im „Land der Burgen“ (Übersetzung von Kastilien). Heute sind Vergangenheit und Gegenwart zu einer Einheit verschmolzen: Glitzernde Kaufhäuser und Diskotheken findet man hier ebenso wie die gestrig anmutenden Schafhirten und Bauern mit dem traditionellen Ochsenpflug.

Lage und Landschaft

Pferde in Kastilien-Léon

Zusammen mit den Provinzen Kastilien-La Mancha und Madrid bildet Kastilien-Léon das historische Altkastilien. Kastilien-Léon selbst besteht aus den neun Provinzen Léon, Zamora, Salamanca, Avila, Burgos, Palencia, Segovia, Soria und Valladolid und erstreckt sich über den Hauptteil des kastillischen Hochplateaus (Nordmeseta) im Südwesten Spaniens. Diese weitläufige Steppenlandschaft mit einer Höhe von 500-1000 Metern ist vor allem landwirtschaftlich geprägt und dient dem Getreideanbau sowie der Schaf- und Rinderzucht.

Von Osten, der Grenze zu La Rioja, Aragonien und dem Baskenland bis nach Westen Richtung Portugal und Galicien durchzieht der Rio Duero das Gebiet. Hier findet man viele Korkeichen- und Eichenwälder. Zudem ist die gesamte Region von Bergen umgeben. Im Norden befindet sich als natürliche Grenze zu Asturien und Kantabrien das Kantabrische Gebirge. Im Süden dient das Kastilische Scheidegebirge als Grenze zur Extremadura und Kastilien-La Mancha. Im Westen hat der Duero tiefe Schluchten in die Landschaft gegraben. Hier findet man zahlreiche Stauseen mit Brutstätten für Adler und Geier. Auch Orangen- und Mandelbäume sind keine Seltenheit. Insgesamt steht über ein Zehntel der kastilischen Landschaft unter Naturschutz.

Klima

Aufgrund seiner Höhenlage und der Reliefstruktur herrscht in Kastilien-Léon Kontinentalklima mit heißen, trockenen Sommern und langen, kalten Wintern. Zu Niederschlägen kommt es vor allem in den Berggegenden. Ab einer Höhe von 2000 Metern liegt mitunter das ganze Jahr über Schnee. Für Sonnenanbeter sind der Juli und August mit wenig Regen und einer Durchschnittstemperatur von 20 Grad Celsius die beste Reisezeit.

Geschichte und Neuzeit

Burg in Kastilien-Léon

Castilla y Léon„, wie die Region in der Landessprache heißt, entstand durch die Vereinigung der beiden ehemals eigenständigen Königreiche Kastilien und Léon. Bereits im 10. Jahrhundert wurden die Reiche zusammengeführt, im Jahr 1157 durch die Söhne von Alfons VII. aber wieder getrennt. König Ferdinand III. sorgte 1230 für die endgültige Fusion. 1983 erlangte Kastilien-Léon schließlich seinen Autonomiestatus.

Wirtschaft

Trotz seiner ruhmreichen Vergangenheit als ehemaliges Machtzentrum Spaniens verpasste die Gemeinschaft die industrielle Revolution und verkam im 18. und 19. Jahrhundert gar zum Getreidelieferanten Madrids. Die Schafzucht und Tuchfabriken, die im Mittelalter für den großen Reichtum der Region sorgten, entdeckten den mechanischen Webstuhl viel zu spät und auch das Verarbeiten australischer Wolle anstatt der lokalen Produktion sorgte lange für die wirtschaftliche Rückständigkeit im Vergleich zu anderen iberischen Regionen. Heute haben sich neben der Textil- zwar die Lebensmittel-, Chemie- und Metallindustrie in den Städten niedergelassen, doch nur die Hauptstadt Valladolid, in der z.B. das FASA-Renault-Autowerk steht, konnte sich als Industriezentrum etablieren. Seit 1960 wanderte jeder zehnte Arbeitsuchende aus und so kommt es, dass die Region mit knapp 2,5 Millionen Einwohner (rund 6 % der spanischen Bevölkerung) heute genauso viele Bürger hat wie vor 400 Jahren. Somit ist Kastilien-Léon heute ähnlich dünn besiedelt, wie die Nachbarregion Kastilien-La Mancha (gerade einmal 27 Einwohner pro Quadratkilometer). Die Landwirtschaft ist nach wie vor Haupteinnahmequelle der Gemeinschaft, auch wenn durch den Strukturentwicklungsplan der EU reichlich Fördergelder für moderne Technologien in die Region fließen.

Kultur

Sprache

Auf die ehemalige Vorherrschaftsstellung der Region deutet auch die Sprache. Obwohl man hier Spanisch spricht, lautet die korrekte Bezeichnung der Amtssprache Castellano (Kastilisch). Eine Begrifflichkeit, die auf den geografischen Ursprung der spanischen Sprache hinweist.

Freizeit und Sehenswürdigkeiten

Plaza Mayor Salamanca

Die herrliche Landschaft mit seinen vielen Naturschutzgebieten offeriert vor allem Aktivurlaubern zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten. So kann man in Kastilien-Léon wunderbar wandern und Rad fahren. Die Berge sind zudem Schauplatz für ausgedehnte Klettertouren, Paragliding und Kanufahrten wie auf dem berühmten Gletschersee Sanabria in Zamora. Wer lieber seine kulturellen Interessen befriedigen möchte, dem bieten besonders die Städte schier unerschöpfliche Optionen: Da wären Segovia, mit seinem imposanten Aquädukt aus der Römerzeit, den verwinkelten Gassen der Altstadt und der Burg Alcazar, die gothischen Kathedralen in Burgos und Léon, Salamanca mit seiner berühmten – im 13. Jahrhundert erbauten – Universität, Sorias romanische Kathedrale und alte Stadtmauer,… . Kurzum: Kulturell lässt Kastilien-Léon keine Wünsche offen. Valladolid mit seinen rund 500.000 Einwohnern bietet neben einer barocken Universität, dem imposanten Plaza Mayor und den bemerkenswerten Kirchen Vera Cruz und Santiago außerdem ein reges Nachtleben mit vielen Bars, Restaurants und Diskotheken. Durch das gut ausgebaute Straßennetz sind Ausflüge in die Landeshauptstadt Madrid kein Problem.

Feste und Traditionen

Wie in den meisten ländlich geprägten Gegenden Spaniens gibt es viele traditionelle Feierlichkeiten mit meist religiösem Hintergrund. Dazu gehören in Kastilien-Léon u.a. der „Paso del Fuego“, bei dem man barfüßig über heiße Kohlen geht oder der „Carneval del Toro“ in Salamanca. Zudem führen Teile des historischen Jakobswegs auf über 400 Kilometern von Ost nach West durch die Provinzen Burgos, Palencia und León der Region Kastilien-Léon.

Küche

Die kastilische Küche ist vor allem für seinen „Cochinillo“, den Ferkelbraten, bekannt, aber auch Lamm, Hülsenfrüchte, Schinken und Chorizo sowie Wurstwaren vom iberischen Schwein stehen häufig auf dem Speisezettel. Besonders hervorzuheben sind die Bohnen aus El Barco de Ávila und die Linsen aus Armuna. Der Weinanbau spielt in Kastilien-Léon eine große Rolle und lokale Reben wie der Ribera del Duero, Rueda, Cigales oder Toro sind namentlich geschützt.

Unterkunft

Neben zahlreichen Bauernhäusern, Ferienwohnungen, Appartements und Gästezimmern bietet Kastilien-Léon historisch interessierten Urlaubern ein ganz besonderes Highlight: Hinter dem Gütesiegel „Königliches Gasthaus“ verbergen sich ausgesuchte Unterkünfte in geschichtsträchtiger Umgebung und besonders wirtlicher Athmosphäre. Hier ist die Redewendung „Der Kunde ist König“ mehr als bloße Floskel.

Fazit

Kastilien-Léon ist nicht nur die größte spanische Autonomie, sondern auch eine der Vielfältigsten. Freizeitsportler und Naturliebhaber kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Nachtschwärmer und Kulturfreunde. Mit vier Flughäfen und einer sehr guten Infrastruktur bleibt man zudem immer mobil und frei andere Landstriche und Gebiete zu erforschen. Für vielseitig Interessierte, die einmal das Spanien jenseits von Mallorca kennenlernen wollen, ist Kastilien-Léon ein optimaler Einstieg.

Bildquellen und -lizenzangabe:

1. Bild (Header): Castilla von kurtxio

2. Bild: Homenaje Soria (Vinuesa) von Gonzopowers

3. Bild: Simancas (Valladolid). Archivo General von rabiespierre

4. Bild: Plaza Mayor. Salamanca von Laureà

Alle vier Bilder stehen unter der: http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de

Links:

http://www.spanien-aktuell.info/kastilien-leon/
http://www.fernweh.de/kastilien.html
http://www.turismocastillayleon.com/cm/turcyl/temas/aleman
http://www.doitinspain.com/Aleman/castillayleon.php

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