Toledo ist die drittgrößte Provinz der Autonomen Gemeinschaft Kastilien-La Mancha. 70 km südlich von Madrid gelegen ist die gleichnamige Hauptstadt die „Hauptattraktion“. Die heutige Bedeutung der Stadt Toledo kann man schon daran erkennen, dass es sowohl Amtssitz der Provinz selbst als auch der Autonomen Region Kastilien-La Mancha ist. Im Mittelalter war die historische Metropole am Tajo sogar Spaniens Hauptstadt, zunächst unter christlich-arianischer Herrschaft als Mittelpunkt des Westgoten-Reiches, ab 712 nach der Eroberung durch die Mauren dann als Hauptstadt des Taifa-Königreichs der bedeutenden Dynastie der Dhun-Nuniden in Al-Andalus, also dem islamischen Spanien. 1085 wurde Toledo von Alfons VI. im Rahmen der Reconquista, der Rechristianisierung Spaniens, zurückerobert. 1588 verlegte Philipp II. den Königssitz aus Toledo ins nördliche Madrid, wo er heute noch ist.
Knapp 82.000 der 550.000 Provinzeinwohner leben in der Stadt Toledo. Die bevölkerungsreichste Agglomeration mit 90.000 Bewohnern ist jedoch das im Westen der Region liegende Talavera de la Reina. Die Provinz besteht aus 204 Gemeinden, Illán de Vacas, ist gar die kleinste ganz Spaniens (8 Einwohner).
Kulturstadt Toledo: Bis zu Cervantes Zeiten galt die Stadt Toledo als Hochburg der muslimischen und auch der jüdischen Bevölkerung – man sprach sogar vom Jerusalem des Westens. Erst die Inquisition beendete gewaltsam das friedliche Miteinander der drei Weltreligionen. Nicht zerstören konnte die Inquisition Toledos Ruf als Kulturstadt. Zwei der wichtigsten spanischen Nationalkünstler kommen aus der Region. In der Stadt lebte und arbeitete bis zu seinem Tod der manieristische Maler El Greco, gemeinsam mit Velazquez der wichtigste spanische Maler überhaupt bis Goya. Spaniens Nationaldichter Miguel de Cervantes Saavedra hat zwar nicht in der Provinz Toledo gelebt, aber wichtige Handlungsteile des Don Quijote spielen hier.
Die Provinz Toledo im Überblick:
Land: | Spanien | |
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Hauptstadt: | Toledo | |
Autonome Region: | Kastilien-La Mancha | |
Bevölkerung: | 689.635 (Stand: 2009) | |
Bevölkerungsdichte: | 44,9 Einwohner/km² | |
Fläche: | 15.370 km² | |
Sprachen: | Spanisch | |
Angrenzende Gebiete: | Madrid, Cuenca, Ciudad Real, Badajoz, Cáceres, Ávila |
Lage und Landschaft
Die Provinz Toledo liegt südlich von Madrid, mit Cuenca im Osten, Ciudad Real im Süden und der Provinz Cáceres im Westen als Nachbarn. Der größte Teil Toledos wird von der kargen und felsigen Meseda, der für die Mancha typischen Hochebene, eingenommen. Prägend für Toledo ist auch der große Fluss Tajo, der die Provinz von Osten nach Westen durchquert und dabei auch durch die Hauptstadt fließt. Im Süden der Provinz gibt es mit den Montes de Toledo ein kleines Mittelgebirge, in dem der Nationalpark Cabañeros liegt. In Höhen von 600-750 M ü. NN am Fuße des Gebirges liegen Geröllhalden der umliegenden Berge, die bis zu 1.448 Meter hoch aufragen. Im Nationalpark selbst gibt es vorrangig Wald oder dichtes Buschland. Gleichzeitig bildet das Bergmassiv die Grenze zur Provinz Ciudad Real.
Klima und Wetter der Provinz Toledo
Die Provinz Toledo besitzt wie die gesamte Mancha ein kontinentales Klima mit milden Wintern und sehr trockenen sowie heißen Sommern. Von Juli bis August fällt nur sehr wenig Niederschlag und die Temperaturen liegen durchschnittlich bei über 33°C. Die beste Reisezeit ist deshalb davor oder danach, wenn die Temperaturen etwas niedriger liegen. Es regnet dann zwar etwas mehr, der Niederschlag insgesamt ist aber in der Provinz Toledo ohnehin nie allzu hoch und erreicht nie mehr als 44 mm.
Wirtschaft
Toledo, und hier vor allem die Hauptstadt, hat eine lange Tradition in der Herstellung von Messern und Schwertern. Vom 15.-17. Jh. war die Schwerterproduktion auf dem Höhepunkt, damals galten Schwerter aus Toledo als die besten in ganz Europa. Cervantes spielt im Don Quijote mehrmals auf die hohe Qualität der Schwerter und Messer aus Toledo an, indem er seinem verarmten Hidalgo genau diese Qualitätsware ausdrücklich nicht gibt. Don Quijote muss sich, wie immer, mit minderwertiger Ausrüstung behelfen, obwohl er in der Mancha lebt. Auch die Glas- und Keramikproduktion in der Provinz Toledo hat einen hervorragenden Ruf, bis heute werden Touristen in Toledo Messer und Keramikwaren aus eigener Produktion angeboten. Den Sprung ins Industriezeitalter hat die Provinz Toledo aber kaum mitgemacht. Nennenswert ist ein wenig Seifen- und Zahnpastaherstellung, zudem werden in der Provinz Rasierklingen gefertigt, ein Überbleibsel der alten Schwerter-Produktion. Außerdem gibt es Firmen, die medizinische und elektrotechnische Geräte produzieren. Wichtiger ist da schon der Tourismus, vor allem Madrid-Besucher machen gerne Tagesausflüge in die ehemalige Hauptstadt Toledo.
Infrastruktur der Provinz Toledo
Die Provinz Toledo ist aufgrund ihrer Nähe zu Madrid leicht zu erreichen. Als bevorzugter Airport empfiehlt sich daher in jedem Fall der Madrider Großflughafen Barajas (IATA-Code: MAD). Alternativ würde sich auch der etwas weiter entfernte private Verkehrsflughafen Ciudad Real Central – Don Quijote anbieten. Zwischen Madrid und Toledo gibt es als direkte schnelle Verbindungen die Autobahn A42 oder den Schnellzug von Madrid-Atocha. Der Zug fährt alle 1-2 Stunden und braucht etwa 30 Minuten bis zur Stadt Toledo. Wer besonders günstig nach Toledo will, kann auch den öffentlichen Bus nehmen. Hier beträgt die Fahrzeit etwa eine Stunde, dafür kostet das Ticket keine zwei Euro. Die Stadt Toledo selbst ist dann mit Autobahnverbindungen nach Cáceres, Córdoba, Málaga, Granada und Valencia in alle Himmelsrichtungen gut vernetzt. Der beliebte Nationalpark Cabañeros zwischen den Provinzen Toledo und Ciudad Real kann über die Landstraße CM-403 erreicht werden.
Tourismus & Freizeitaktivitäten
Nationalpark Cabañeros
Neben der Hauptstadt Toledo ist der Parque Nacional de Cabañeros sicherlich die Hauptattraktion der Provinz. Über 40.000 ha in den Montes de Toledo umfasst das Schutzgebiet nach EU-Vogelschutzrichtlinie, mit Bergen bis zu fast 1.500 Metern Höhe. 4/5 des Parks sind bedeckt von Wald oder dichtem Buschland, das früher sogar über die gesamte Fläche wuchs. Im 19. Jh. wurden jedoch von den Einwohnern Toledos große Flächen gerodet und zu Weideland gemacht. Heute sieht dieses Raña genannte Gebiet mit Grasflächen und einzelnen Bäumen wie eine afrikanische Savanne aus und wird spanische Serengeti genannt.
Die Tierwelt im Nationalpark Cabañeros
Cabañeros bietet zahlreichen Tieren Unterschlupf, darunter der Spanische Kaiseradler, der Mönchsgeier, der Iberiensteinbock und der Iberische Luchs, allesamt vom Aussterben bedroht. Birdwatcher können sich auf Uhus, Störche, zahlreiche Singvögel und eine insgesamt enorm reichhaltige Vogelwelt freuen. Die schönsten Tierbeobachtungen gelingen in den Morgen- und Abendstunden, ein gutes Fernglas sollte man aber mitnehmen.
Besuch des Nationalparks
Der Nationalpark darf nicht einfach betreten werden, das dient zum Einen dem Schutz der Pflanzen und Tiere, aber auch dem Schutz der Besucher. Weite Teile des Areals befinden sich noch immer in privatem Besitz, und die Großgrundbesitzer haben hier Jagdrecht! Es gibt deshalb nur einige wenige ausgewiesene Wanderwege, die auf eigene Faust betreten werden dürfen. Wer den Park in seiner ganzen Reichhaltigkeit erleben will, sollte sich einen Führer nehmen. Die Verwaltung des Parks befindet sich in Pueblo Nuevo del Bullaque in der Provinz Ciudad Real, wo man sich für Exkursionen im Allradfahrzeug anmelden kann. In Casa Pasillos befindet sich ein Besucherzentrum.
Don Quijote de la Mancha
Wer in Toledo unterwegs ist, begegnet dem berühmtesten „Einwohner“ der Provinz auf Schritt und Tritt – Don Quijote de la Mancha (im Deutschen oft auch Don Quichotte geschrieben, in ganz alten Ausgaben stößt man auch noch auf die Schreibweise Don Quixote). Die literarische Figur von Miguel de Cervantes Saavedra ist die Nationalfigur der Spanier, von der Bedeutung her vergleichbar mit Goethes Faust in Deutschland. So häufig man allerdings auf den Namen stößt, so schwierig ist es, Handlungsorte des Don Quijote zu finden – Cervantes hat es bewusst offen gelassen, aus welchem Dorf in der Mancha sein Held kommt, damit „sich die ganze Mancha um die Herkunft streiten kann“. Das ist ihm trefflich gelungen, es gibt zig Dörfer die von sich behaupten, der berühmteste Spanier habe hier gelebt.
Dulcinea in Toboso
Der literaturinteressierte Tourist kann aber zumindest den Wohnort der Dulcinea del Toboso, Don Quijotes Herrin, besuchen. Wer den Don Quijote gelesen hat, weiß allerdings, dass weder Don Quijote noch Sancho Pansa Dulcinea jemals gesehen haben, sie kennen sie nur vom Hörensagen. Dennoch – die Bauerstochter Aldonza Lorenzo, von Don Quijote zur Dulcinea del Toboso aufgewertet, ist die einzige wichtige Romanfigur, die sich einem Ort in der Mancha klar zuordnen läßt – eben dem Dorf Toboso in der Provinz Toledo. Die Tobosoaner wissen natürlich um die berühmteste Tochter ihrer kleinen Stadt im Osten der Provinz, und so haben sie der fiktiven Gestalt sowohl ein Geburtshaus geschenkt als auch eine große Statue. Außerdem gibt es in Toboso natürlich ein Cervantes-Museum.
Die Windmühlen in Consuegra
Auch andere Orte können mit Denkwürdigkeiten aus dem Don Quijote aufwarten. Etwa 60 km südlich der Stadt Toledo gibt es in Consuegra die berühmten Windmühlen zu besichtigen, gegen die der irrende Ritter gekämpft hat. Den sieben „Riesen“ haben die Spanier Namen aus dem Roman gegeben. Beim berühmten Safranfest Fiesta del Azafrán in Consuegra wählen die Feiernden jedes Jahr zur Erinnerung eine Dulcinea und setzen die Sancho-Windmühle in Betrieb.
Geschichte
Toledo zur römischen Zeit
Kaum eine andere Stadt eignet sich so sehr für Geschichtsinteressierte wie die ehemalige spanische Hauptstadt Toledo. Die Geschichte Toledos beginnt bereits bei den Römern, die auf einem strategisch günstigen Hügel ca. 193 v. Chr. Toletum errichteten, von drei Seiten umflossen und geschützt vom Fluss Tajo. Das römische Toletum wurde schnell zu einem wichtigen Handelszentrum und hatte schon damals eine bedeutende Eisenproduktion. Leider gibt es aus dieser Zeit der ersten Besiedlung heute kaum noch Überreste.
Toledo im frühen Mittelalter
Die große Zeit Toledos begann im Mittelalter, nachdem die Westgoten im 5. Jahrhundert n. Chr. die Hauptstadt des Westgotenreiches von Sevilla nach Toledo verlegten. 712 n. Chr. eroberten die Mauren Toledo bzw. Tulaytulah, wie die Stadt unter dem regierenden Emir hieß. Etwa 300 Jahre später konnten die Christen Toledo zurückerobern. Noch bis 1536 blieb es die Hauptstadt Spaniens, bevor Philipp II. den Regierungssitz nach Madrid verlegte.
Toledo im Spätmittelalter
Dennoch blieb Toledo auch danach eine der wichtigen Kulturstädte Spaniens. Im Spätmittelalter war Toledo bekannt als Stadt der drei Religionen und wurde sogar Jerusalem des Westens oder spanisches Jerusalem genannt. Das Jahr des Umbruchs war 1492, vielleicht das wichtigste Jahr Spaniens überhaupt. 1492 entdeckte nicht nur Christoph Kolumbus für die spanische Krone Amerika und sicherte Spanien damit für Jahrhunderte die Vorherrschaft auf See sowie in Süd- und Mittelamerika, 1492 erließen Ferdinand II. und Isabella I. auch das Alhambra-Edikt, das die Vertreibung aller Juden, die sich nicht zum Christentum bekehren wollten, befahl.
Vertreibung der sephardischen Juden und Morisken
In der Folge wurden hunderttausende Juden nach Nordafrika und Europa vertrieben, die sich bis heute sephardische Juden nennen. 1502 wurden dann auch die Morisken bzw. Mauren, also die Muslime Spaniens denen zunächst noch Toleranz zugesichert worden war, vertrieben. In der Stadt Toledo konnte sich noch etwas länger ein Konzept der Toleranz halten, bis die spanische Inquisition endgültig alle Nichtchristen aus Spanien vertrieb oder verbrannte.
Die Übersetzerschule von Toledo
Berühmt war Toledo europaweit nicht nur für seine Schwerter, sondern auch für seine Übersetzer. Hier gab es eine der berühmtesten Übersetzerschulen Europas, die Escuela de Traductores de Toledo. Noch Cervantes ließ die Geschichte seines Don Quijote fiktiv von einem muslimischen Übersetzer aus Toledo übersetzen. Toledo war im Mittelalter bis in die frühe Neuzeit ein Zentrum kulturellen Austausches, hier wurden berühmte islamische und griechische Gelehrte ins Lateinische übersetzt. Mit der Inquisition brach der Kulturaustausch zwischen Orient und Okzident dann ab.
Nach der Verlegung des Königssitzes von Toledo nach Madrid und der Vertreibung der Morisken und Juden verlor Toledo seine große Bedeutung und wurde zur Provinzhauptstadt, in der jedes Jahr tausende Touristen die Spuren der großen Zeit Toledos aufsuchen.
Feste
- April – Fiesta del Olivo (Olivenfest) in Mora de Toledo
- März/April/Mai – Fiestas de Danzantes y Pecados in Camuñas (Ostersonntag, Fronleichnam und Freitag nach Fronleichnam)
- Mai – Corpus Christi (Fronleichnamsprozession) in Toledo
- Mai – Romería de la Virgen del Valle (Wallfahrt) in Toledo
- Mai – Fest San Isidro in Talavera
- Juni – Fiesta de la Amistad (Freundschaftsfest) in Polan
- November – Fiesta de la Rosa de Azafrán in Consuegra
Kulinarische Genüsse
Die Provinz Toledo liegt mitten auf der hispanischen Halbinsel und ist von allen Meeresküsten Spaniens weit entfernt. Fisch sucht man daher vergeblich in der regionalen Küche. Wichtig ist Fleisch, einerseits der Nutztiere Ziege und Schaf (Lamm), andererseits Wildfleisch wie Hirsch, Rebhuhn oder Wachtel. Die Küche Toledos ist dabei einfach gehalten, Eintöpfe sind hier wie auch in anderen Regionen Spaniens weit verbreitet. Eine beliebte Suppe der Mancha ist die Sopa Castellana mit Tomaten, Knoblauch und Speck. Ein typisches Bauerngericht ist Migas (zu Deutsch etwa „Krümmel“). Dabei werden Botwürfel geröstet und mit Chorizo, Speck, Eiern und Paprika vermischt.
Manchego
Weltberühmt ist natürlich der Queso Manchego, ein Schafsmilchhartkäse, der unbedingt in einem Toledo-Urlaub probiert werden sollte. Wird statt pasteurisierter Milch Rohmilch für die Käseherstellung verwendet, heißt der Käse Queso Manchego Artesano. Unterschieden wird auch nach dem Frischegrad: Fresco heißt „Frisch“, ein Curado ist 3-4 Monate gereift, ein Viejo ist bis zu einem Jahr alt. Auch Safran ist typisch für die Mancha, 90% des spanischen Safrans werden hier geerntet, entsprechend verbreitet ist das Luxusgewürz in der Küche Toledos.
Marzipan
Mit Lübeck und Venedig streitet sich Toledo um die Urheberschaft von abendländischem Marzipan. Hier waren es zunächst die Mauren, die aus Mandeln und Honig eine Mahsaban genannte Mischung machten, die auch Christen schmeckte. Die heutige Zutatenliste des Toledo-Marzipans mit Mandeln, Zucker und Honig stammt vom Zuckerbäcker Gaspar de Atienza aus dem 17. Jh. Wer heute in Toledo Marzipan kauft, kann zwischen drei Qualitätsstufen wählen. Standard ist die günstigste Variante mit dem höchsten Zuckeranteil, Supremo ist die beste Qualität mit dem höchsten Mandelanteil, dazwischen gibt es noch die Qualitätsstufe Extra.
Öl und Wein
Die Provinz Toledo bietet darüber hinaus Olivenöl aus den Montes de Toledo mit eigener Herkunftsbezeichnung D.O. Montes de Toledo. Schließlich ist die D.O. La Mancha das größte zusammenhängende Weinanbaugebiet Spaniens und erstreckt sich über fast die gesamte Autonome Region Kastilien-La Mancha. Zu empfehlen sind Rotweine, vor allem der verbreiteten Rebsorte Tempranillo. Die Weißweine erreichen hier meist keine hohe Qualität.
Das El Bohio
Wer in Toledo einmal richtig gut essen gehen will, sollte einen Abstecher ins 35 km von der Hauptstadt Toledo entfernte Illescas unternehmen. Das dort gelegene Restaurant El Bohio gilt nicht nur als eines der besten Restaurants der Provinz Toledo, sondern Spaniens überhaupt.
Region & Sehenswürdigkeiten
Toledo – Hauptstadt der Provinz und autonomen Gemeinschaft
Ciudad de las tres culturas, Stadt der drei Kulturen nennt man in Spanien auch Cordoba und Granada, aber keine andere Stadt hat diesen Titel so sehr verdient wie Toledo. 10 Synagogen in zwei ehemaligen Judenvierteln bietet das Jerusalem des Westens, dessen Altstadt seit 1986 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Mehrere hundert Jahre lang war es unter der Herrschaft der Mauren eine muslimische Hauptstadt mitten in Europa.
Die Kathedrale von Toledo
Wer heute durch die Altstadt von Toledo flaniert, stößt an allen Ecken und Enden auf die große religiöse Tradition. Nirgendwo sonst in Spanien gibt es wohl so viele Kirchen auf so engem Raum wie in Toledos Altstadt, und viele dieser sakralen Bauten haben auch eine Geschichte als Moschee oder Synagoge. Auch der bedeutendste Kirchenbau, die fünfschiffige Kathedrale von Toledo mit einem 90 Meter hohen Turm, steht auf dem Platz, wo noch bis ins späte Mittelalter die Moschee von Toledo stand. Sie wurde 1227 bis 1493 gebaut und war damals die reichste Kirche Spaniens. Davon zeugt noch heute die 1517-1524 vom Kölner Goldschmied Enrique de Arfe hergestellte größte Monstranz Spaniens.
Das Alcázar
Auch Toledos alles überragendes Schloss Alcázar diente sowohl den maurischen als auch den christlichen Königen als Herrschaftssitz, wie man schon am Namen erkennt – Alcázar ist nämlich arabisch und heißt eben „Schloss“. Schon die Römer hatten auf dem mit 548 Metern höchsten Hügel Toledos eine Burganlage gebaut, die heutige Renaissance-Gestalt erhielt das Schloss unter Karl V., dessen Statue im Innenhof zu sehen ist. Als Königspalast hat das Alcázar allerdings nie gedient, noch vor der Fertigstellung wurde der Königssitz nach Madrid verlegt. Das riesige Gebäude war dann später Staatsgefängnis, Kaserne, Schneiderwerkstatt und Militärschule. Mehrmals brannte das Alcázar, 1936 wurde das Schloss im Spanischen Bürgerkrieg bei der Belagerung der Anlage durch die republikanischen Truppen zerstört, aber schon 1940 wieder aufgebaut. Für Franco war die Eroberung des strategisch eher unwichtigen Alcázar in Toledo ein wichtiger Propaganda-Sieg, der auch in den befreundeten Staaten Deutschland und Italien gefeiert wurde und zum Gründungsmythos des faschistischen Spaniens wurde. Bei der Einnahme Toledos durch die faschistischen Truppen kam es zu einem Massaker an den republikanischen Soldaten und der Zivilbevölkerung.
Die Altstadt von Toledo
Um die Altstadt von Toledo zu besichtigen, empfiehlt sich der Start an der Puerta de Bisagra, eines der vielen Stadttore, durch die man in die Altstadt gelangt. Hier befinden sich einerseits viele Parkplätze und andererseits die Touristen-Information, in der man sich am besten erst einmal einen Stadtplan für die weitere Besichtigung holt. Neben der Puerta de Bisagra gehört auch das Puerta del Sol, das Sonnentor, zum Pflichtprogramm jedes Toledo-Besuchs.
In der Altstadt kann man durch die vielen kleinen verwinkelten Gassen der ehemaligen Hauptstadt Spaniens wandeln. Museen und kleine Geschäfte mit touristischen Handwerkswaren gibt es zuhauf, wer allerdings etwas essen möchte, kann außerhalb der Altstadt sicher günstigere Restaurants und Tapas Bars finden. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Toledos gehören auch das Kloster San Juan de los Reyes, deren Kirche Isabel I. bauen ließ, und die vollständig erhaltene Moschee Christo de la Luz sowie die Brücke Puente de Alcántara, deren Ursprünge noch in römischer Zeit liegen. Ein weiterer Höhepunkt ist das im Renaissance-Stil erbaute ehemalige Hospital de Santa Cruz. Heute dient das Gebäude als Außenstelle des Prado in Madrid und beherbergt als Museum wechselnde Ausstellungen mit teilweise internationaler Bedeutung.
El Greco
Toledo kann nicht gedacht werden ohne El Greco, fast sein ganzes Leben verbrachte „Der Grieche“ (El Greco) hier. Nach seiner Ausbildung in Venedig und Rom, den damaligen Hauptstädten der Renaissance-Kunst, wanderte der auf Kreta geborene Domínikos Theotokópoulos, wie El Greco mit bürgerlichem Namen hieß, zunächst nach Madrid aus, kurz darauf nach Toledo weiter und wurde schnell Hofmaler von Philipp II.. Mit dem eigentlich griechischen Maler El Greco beginnt die große Zeit spanischer Maler, die sich über Velázquez und Goya bis zu Picasso und Dali im 20. Jh. zieht.
In Toledo begleitet das Wirken des manieristischen Künstlers den Besucher auf Schritt und Tritt. So hängen in der Kathedrale El Grecos Apostelzyklus und Die Entkleidung Christi. Die beiden Bilder Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer können im Kloster Santo Domingo El Antiguo besichtigt werden. In der Kirche Santo Tomé hängt El Grecos Gemälde Das Begräbnis des Grafen Orgaz über dem Grab eben dieses Grafen, der die ehemalige Moschee in eine Kirche hatte umbauen lassen. Das ehemalige Wohnhaus El Grecos im alten Judenviertel ist heute das El Greco Museum. Neben den Wohnräumen, in denen El Greco arbeitete, können hier auch 20 echte El Grecos bestaunt werden, darunter eines seiner berühmtesten Werke, der Blick auf Toledo (Ausschnitt s.o.), das wie viele Bilder El Grecos eine düstere Gewitterlandschaft zum Hintergrund hat.
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Stadt Toledo:
- Zisterzienserkloster Santo Domingo de Silos – das Renaissance-Kloster zeigt Anleihen beim Mudejar-Stil und hat auch noch gotische Elemente
- Synagoge El Tránsito – das jüdische Gotteshaus aus dem 13. Jh. beherbergt heute ein Museum zur Geschichte der sephardischen Juden
- Synagoge der Hl. Maria de Blanca – die zweite ehemalige Synagoge und spätere Kirche beeindruckt mit Baukunst im arabisch geprägten Mudejar-Stil
- Museum Taller del Moro – Museum zur Handwerkskunst im Mudejar-Stil im 14./15. Jh. in Toledo
- Bahnhof von Toledo – Anfang des 20. Jh. im Neo-Mudejarstil erbaut
- Museo de Arte Contemporáneo – das Museum der zeitgenössischen Kunst zeigt z.B. in zwei Räumen den toledanischen Surrealisten Alberto Sánchez
- Archivo Municipal – die ehemalige Kirche San Marcos ist heute nach dem Umbau ein Kulturzentrum mit einem der umfangreichsten Archive in ganz Spanien, der Eintritt ist kostenlos
Kirchen in Toledo
Es ist kaum möglich, alle Kirchen und Klöster in der Stadt Toledo aufzuführen, wir haben uns hier auf die wichtigsten christlichen Gotteshäuser beschränkt. Der Besucher wird beim Stadtbummel auf zahlreiche weitere Sakralbauten stoßen, die alle einen kurzen Besuch wert sind. Prägend für die Stadt sind auch die zahlreichen Innenhöfe mit Pflanzen und einem Brunnen in der Mitte, Patios genannt. Die Tradition der Innenhöfe geht auf die arabischen und römischen Bauherren zurück. Wer eine offene Tür findet, sollte nicht zögern, sich etwas umzusehen.
Plazas in Toledo
Auch die zahlreichen Plätze in der Altstadt sind immer wieder beeindruckend, der zentrale und wichtigste Platz ist der Plaza de Zocodover. Vom höchsten Punkt des Plaza de San Cipriano hat man einen hervorragenden Blick auf die gesamte Altstadt. Der dem Dichter Adolfo Béquer gewidmete Plaza de Santo Domingo el Real taucht zudem in einigen Filmen von Luis Buňuel auf. Auch hier ist es aus Platzgründen nicht möglich, alle bedeutenden Plätze aufzuführen, man kann stundenlang durch das Gassengewimmel von Toledos Altstadt spazieren und immer wieder Neues entdecken.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Consuegra
Neben der Hauptstadt Toledo ist Consuegra die wichtigste Anlaufstelle für Touristen, nicht nur wegen des Safranfestes Fiesta de la Azafran, bei dem alljährlich in Erinnerung an den Don Quijote eine Dulcinea und unter den 11 erhaltenen historischen Windmühlen die Sancho-Windmühle gewählt wird. Sehenswert sind auch die auf Alfons II. zurückgehende Burg und die beiden Kirchen San Juan Bautista im Mudejarstil und die neubarocke Santísimo Cristo de la Vera Cruz sowie das Renaissance-Rathaus.
Talavera de la Reina
Einen Besuch wert ist auf jeden Fall auch das Museum Ruiz de Luna in der Stadt Talavera de la Reina. Hier gibt es vor allem die berühmten Kacheln im Mudejar-Stil der Morisken (muslimische Spanier) zu bewundern. Außerhalb des Museums kann man sich die gotische Kirche Santa María la Mayor mit Mudejar-Elementen ansehen und die Brücke über den Tajo mit 35 Bögen aus dem 15. Jh.. Ebenfalls im Mudejar-Stil gebaut sind die Kirche Iglesia de Santiago el Nuevo sowie das Kloster San Benito.
Seseña
Eine touristische Besichtigung der etwas anderen Art kann man im Ort Seseña, etwa 50 km nördlich von Toledo, machen. Hier wurden während des Immobilienbooms bis 2007 im neu gegründeten Stadtteil Seseña Nuevo mehr als 5.000 der ursprünglich 13.000 geplanten Wohneinheiten gebaut. Heute bewohnen nur 750 Menschen diese „Geisterstadt“ der Immobilienkrise.
Weitere Sehenswürdigkeiten außerhalb der Stadt Toledo
- La Puebla de Montalbán – Der Ort gehörte früher den legendären Tempelrittern, heute gibt es eine außergewöhnliche Plaza und den Palazzo des Herzogs von Osasuna (15. Jh.) zu bewundern
- Oropesa – eine schöne mittelalterliche Stadt
- Villacañas – die kleine Stadt ist bekannt für seine Silos genannten unterirdischen Behausungen, in denen die Armen wohnten und von denen es noch Mitte des 20. Jh. über 1.700 gab. Heute informiert ein Museum über die Wohnweise. Außerdem eine beeindruckende gotische Kirche aus dem 16. Jh. – Iglesa Parroquial de la Asunción.
- Los Yébenes – Interessante Burganlage Castillo de Guadalerzas aus dem 12. Jh. (Führungen nur nach Voranmeldung)
Bildquellen und -lizenzangabe:
1. Bild (Header): Catedral. Toledo desde el Valle. Toledo, España. von Francisco Javier Martín Fernández unter der CC
2. Bild: Cabañeros, puesta de sol von Julián Lozano unter der CC
3. Bild: CASTILLA LA MANCHA – MOLINOS DE CONSUEGRA von Punxutawneyphil unter der CC
4. Bild: El Greco: Blick auf Toledo, Wiki Commons, Gemeinfrei
Vollständige Linkliste unter: http://delicious.com/sebaldus.nothanker/toledo
http://www.dickemauern.de/toledo/index.htm
http://www.oleonline.com/discover-spain/castilla-mancha/toledo