Die Provinz Ourense gehört zu Galicien und liegt im Süden der autonomen Gemeinschaft. Ourense ist die wahrscheinlich unbekannteste Provinz Galiciens. Die gleichnamige Hauptstadt beeindruckt mit einer wunderschönen Altstadt und vielen monumentalen Bauten sowie einer antiken Brücke über den Fluss Mino, die ca. 2.000 Jahre alt ist. Rund ein Drittel der 350.000 Provinzbewohner leben hier. Weitere größere Städte gibt es nicht im von Bergen umgebenen Ourense, dafür aber 92 Gemeinden wie Verín, Ribadavia, Allariz, A Rúa, O Carballiño und Xinzo de Limia. Doch das schmälert die Attraktivität der Provinz keinesfalls – Größe ist schließlich nicht alles.
Lage und Landschaft der Provinz Ourense
Ourense wird im Westen von der Provinz Pontevedra und im Norden von Lugo begrenzt. Östlich der Provinz liegen die kastilischen Provinzen Léon und Zamora, den Rest der Grenze teilt man sich mit Portugal. Das 7.300 km² große Gebiet hat keine Küstenlinie – einzigartig in Galicien. Da wundert es nicht, dass Ourense sehr isoliert liegt und bis vor nicht allzu langer Zeit nur per Bahn bequem erreichbar war. Inzwischen kann man das hügelige Ourense aber auch über gut ausgebaute Straßen bereisen.
Berge und Flüsse durchziehen die Provinz. Neben dem „Hauptstadt-Fluss“ Mino seien an dieser Stelle Sil, Arnoya und Limia genannt. Sie prägen die Angler-Provinz ebenso wie die riesigen Wiesen und Granitformationen.
Klima in der Provinz Ourense
Sehr mildes Wetter bestimmt das Klima der Provinz Ourense, in der es selbst im Winter eher selten kälter als 0 Grad ist (mal abgesehen von den Bergen). Insgesamt entspricht das Klima hier eher dem Südspaniens – im Sommer kann es heißer werden als an der Costa del Sol – wäre da nicht der häufige Regen, für den Galicien bekannt ist.
Geschichte der Provinz Ourense
Da die Geschichte der Provinz Ourense vor allem durch die der gleichnamigen Stadt geprägt wurde, wollen wir uns hier hauptsächlich auf Letztere beziehen.
Die Stadt Ourense war einst eine römische Siedlung – Auria genannt – und früher vor allem bedeutsam, weil man an dieser Stelle den Fluss Mino recht einfach überqueren konnte. Zu jener Zeit gab es dort auch eine wichtige Handelsroute, die „Ruta de la Plata“.
Die Liebe der Römer zum Baden in warmem Wasser ließ die Heilquelle las Burgas entstehen. Noch heute kann man diese in Ourense besichtigen.
In Ourense wechselten sich friedliche Zeiten mit Invasionen ab. Mal herrschten die Schwaben, mal die Mauren (um 716 n. Chr). Im 9. Jahrhundert regierte König Alfonso III. und ließ unter anderem die große Kathedrale der Stadt Ourense erbauen.
Es folgte die Besetzung durch den Araber Al Mansur, der die Stadt zu großen Teilen zerstörte. Ab dem 11. Jahrhundert wurde es unter der Herrschaft von König Sancho II. wieder etwas ruhiger in der Gegend.
Wirtschaft und Infrastruktur der Provinz Ourense
Landwirtschaft und Ackerbau sind die Haupteinnahmequelle der Provinz Ourense. Am Fluss Mino und in der Nähe von Verín werden Wein, in der Gegend von Xinzo da Limia dagegen Kartoffeln, angebaut sowie Schweine gezüchtet. Die chemische Industrie und die Milchproduktion konzentrieren sich ebenfalls bei Verín. Nahe der Hauptstadt Ourense werden vor allem Textilien hergestellt und Hühner verarbeitet. Früher hat man hier Eisen gegossen. Ebenso gab es Sägewerke und Textilfabriken.
Trotz dieser wirtschaftlichen Einnahmequellen ist Ourense die Provinz im Norden Spaniens, aus der die meisten Menschen wegziehen. Mit einer schönen Natur allein lässt sich eben nicht für jeden Geld verdienen.
Allein die Anreise in die Provinz ist etwas aufwendig, da sie keinen eigenen Flughafen besitzt. Daher nutzt man am besten den Airport bei Vigo (VGO) oder Santiago de Compostela (SCQ), um dann mit einem Mietwagen oder der Bahn weiterzureisen (ca. 100 km). Die günstigsten Flüge ab Deutschland bietet Ryanair ab Frankfurt/Hahn nach Santiago de Compostela für zeitweise unter 20 Euro an. Mietwagen in Spanien sind ebenfalls nicht teuer.
Freizeit und Tourismus in der Provinz Ourense
Es gibt nur wenige Touristeninformationen in der Provinz Ourense, die weit entfernt ist von der touristischen Bedeutung anderer galizischer Provinzen wie A Coruña, Pontevedra oder Lugo. Und das, obwohl Ourense einige sehenswerte Ecken hat – mit einer Geschichte, die mehrere hundert Jahre zurück reicht. Hier kann man Entdecker spielen und tatsächlich der erste Tourist sein, der diese Orte jemals besucht. Darüber hinaus gibt es in der Gegend um Manzaneda einige der besten Skipisten des Landes und die einzigen in Galicien – ein echter Geheimtipp.
In der Hauptstadt Ourense gibt es nur wenige Hotels, größtenteils in der 4-Sterne-Kategorie (Eurostars Hotel Auriense, Gran Hotel San Martin Ourense, Francisco II und Hotel Princess). Diese sind empfehlenswert und vergleichsweise günstig. Das Parador de Santo Estevo in Nogueira de Ramuin ist ein ehemaliges Kloster mit einen tollen Spa-Bereich. Wer mitten in der Natur in einem Landhaus nächtigen möchte, sollte sich das Pazo San Damián in Amoeiro anschauen. In Allariz gibt es das gute 4-Sterne-Hotel AC Vila de Allariz direkt am Fluss Arnoia.
Günstige Appartments findet man z.B. in Lobios mit den Apartamentos Via Nova. Campingplätze gibt es in:
- Parada de Sil (Camping o Cañón Do Sil – 2 Sterne) nahe der Stadt Ourense
- in Allariz (Camping os Invernadeiros – 3 Sterne)
- in A Pobra de Trives (Camping a Masia – 2 Sterne – und Camping Nieve’s – 1 Stern)
- Entrimo (Camping Quinta Da Viña Grande – 1 Stern)
- Viana do Bolo (Camping Augas Mansas – 1 Stern)
- A Cañiza (Camping Carballo Do Marco – 1 Stern)
Religion und Sehenswürdigkeiten
Wie bereits erwähnt konzentriert sich das Leben und der Tourismus der Provinz auf die Stadt Ourense. Hier gibt es mehrere sehenswerte Museen, von denen wir einige kurz vorstellen möchten:
Museo Catedralicio (Kathedralenmuseum Ourense)
Hier kann man sich z.B. das Reliquiar des Heiligen Martins von 1200, das Prozessionskreuz „Cruz Preciosa“ von 1515, das Messbuch „Misal Auriense“ von 1492, das Gagatkreuz von 1497, die Monstranz von 1604 sowie den „Schatz von San Rosendo“ anschauen. Darüber hinaus zeigt das Museum liturgische Gewänder und religiösen Schmuck. Der Eintritt kostet 2 Euro.
Volkskundemuseum Ribadavia
Auch außerhalb der Stadt Ourense gibt es Museen, z.B. das Volkskundemuseum Ribadavia, das einst die volkskundliche Abteilung des Archäologischen Provinzialmuseums von Ourense war. Es zeigt volkskundliche Stücke der Provinz. Der Eintritt ist frei.
Volkskundemuseum Limia Vilar de Santos
Ein weiteres Volkskundemuseum befindet sich in Limia Vilar de Santos. Die überwiegend handwerklichen Ausstellungsstücke sind Gaben der Einwohner der Gegend, z.B. Fotografien, Karten und Modelle traditioneller Wohnstätten. Der Eintritt kostet 2 Euro, Kinder zahlen nichts.
Weitere Museen in der Provinz Ourense
- Museo Arqueológico Provincial de Orense (Archäologisches Museum der Provinz Ourense)
Religiöse Stätten in der Provinz Ourense
- Catedral de Ourense (Kathedrale von Ourense)
- Kirche San Ginés in Francelos Ribadavia
- Iglesia de Santiago (Santiago-Kirche Allariz)
- Iglesia de Santa Marina de Aguasantas (Kirche von Santa Marina in Aguasantas Allariz)
- Iglesia de Santa María Nai (Kirche Santa María Nai Ourense)
- Iglesia de Santa Eufemia (Kirche Santa Eufemia Ourense)
- Iglesia de Santa Comba de Bande (Kirche Santa Comba in Bande)
- Iglesia de San Francisco (Kirche San Francisco Ourense)
- Capilla de San Miguel (Kapelle San Miguel Celanova)
Paläste in der Provinz Ourense
- Palacio Episcopal Antiguo (ehemaliger Bischofspalast Ourense)
- Palacio de Oca-Valladares (Palast von Oca-Valladares Ourense)
Klöster der Provinz Ourense
- Monasterio de San Rosendo (Kloster San Rosendo Celanova)
- Monasterio de San Esteban de Ribas de Sil (Kloster San Esteban in Ribas de Sil Nogueira de Ramuín)
- Monasterio de Osera (Kloster von Osera San Cristovo de Cea)
- Convento de Santo Domingo (Kloster Santo Domingo Ribadavia)
Sehenswert sind außerdem das Castillo de Monterrey (Burg von Monterrey), die Puente Viejo (Alte Brücke Ourense) und Las Burgas (die Thermalquellen Las Burgas in Ourense).
Natur der Provinz Ourense
UNESCO-Biosphärenreservat Área de Allariz
In der Provinz Ourense befindet sich das Biosphärenreservat Área de Allariz, zu dem das Gebiet 2005 von der UNESCO ernannt wurde. Der Fluss Limia durchzieht diese Landschaft, im Norden begrenzt von massiven Granitformationen. Eigentlich sind es sogar drei Landschaften, denn hier gibt es am Flussufer die grasigen „Veigas“, die Weiden und Felder der „Touzas“ sowie die „Sebes“ (Eichenwälder). Erwähnt sei auch, dass das traditionelle Handwerk Galiciens hier bis heute geschützt wird.
Nationalparks Serra do Xurés und Serra do Invernadeiro
In Ourense liegen auch Teile des Naturparks Serra do Xurés, der an Portugal grenzt. Er ist ca. 21 ha groß und von der Stadt Ourense über die N-540 Richtung Celanova zu erreichen. Hier kommt man sich vor wie in einem römischen Outdoor-Museum. Trekkingrouten durchqueren den felsigen Park und machen ihn so nicht nur für Naturliebhaber und Kulturinteressierte, sondern auch für Aktivurlauber attraktiv. Der Naturpark Serra do Invernadeiro ist knapp 6 ha groß und liegt im Zentralmassiv Ourenses. Hier begegnen Sie Rehböcken, Gämmsen und Rehen, wenn Sie auf den fünf geführten Rundwegen unterwegs sind. In den Naturpark gelangt man übrigens nur mit einer behördlichen Genehmigung mit maximal 30 Personen.
Nationalpark Serra da Enciña da Lastra
An der Grenze zur Provinz Leon befindet sich die 3 ha große Serra da Enciña da Lastra. Besonders interessant sind die Höhlen in dieser Gegend, die man jedoch nur nach vorheriger Absprache mit Speläologieverbänden betreten darf. Beeindruckend auch die Felsschluchten, durch die sich der Fluss Sil seinen Weg bahnt. Eine Wanderung auf dem anspruchsvollen Pfad durch den Park mit seinen alten Steineichen offenbart die atemberaubende Natur der Serra da Enciña da Lastra.
Wunderschön ist auch das Tal, durch das der Fluss Sil fließt. Er durchzieht tiefe Schluchten, um dann irgendwann im Fluss Mino zu enden. Eine geführte Bootstour ist perfekt, um die Schönheit dieser Landschaft zu genießen. Zudem gibt es viele Hotels und Pensionen in dieser Gegend – ein toller Ausgangspunkt für Erkundungen auf eigene Faust.
Empfehlenswerte Routen durch die Provinz
Wer mehr über die Kultur der Provinz Ourense erfahren möchte, begibt sich am besten auf eine Reise auf der Ribeira Sacra (Heilige Uferstraße) im Norden mit vielen mittelalterlichen Klöstern und Kirchen. Oder man reist entlang der Silberstraße, die auch die Stadt Ourense durchzieht – eine ehemalige Römer- und Verkehrsstraße vom Nordwesten in den Süden Spaniens.
Die Gemeinde Allariz ist ein exzellenter Tipp für Weinliebhaber. Lassen Sie sich einfach in diesem charmanten Ort mit seinen 3.000 Einwohnern treiben und probieren Sie hier und dort einen ausgezeichneten Tropfen Ribeiro. In der Gegend um Allariz kann man bei herrlicher Luft sehr gut wandern – es gibt Wege für Einsteiger und Wanderroutiniers.
Gastronomie/kulinarische Genüsse der Provinz Ourense
Überall in der Provinz, vor allem in der Altstadt von Ourense, gibt es die köstlichen Weine der Region mit den Bezeichnungen Ribeiro, Valdeorras, Ribeira Sacra und Monterrei. Sie sind perfekte Begleiter zu den Köstlichkeiten der Gegend wie Tintenfisch, dem „Ó caldeiro“ (gekochtes Rind mit Öl, Knoblauch und Paprikapulver) und Zicklein. Im Frühjahr liebt man die Aalpastete „Empanada de anguilas“. Als Nachtisch sollten Sie die Cremeröllchen „Cañas pasteleras“ probieren.
Feste und Kultur der Provinz Ourense
In der Provinz Ourense gibt es zwar nicht so viele Feste wie in den anderen Regionen Galiciens, aber das bedeutet nicht, dass diese weniger bunt sind.
Im Februar ist auch in Ourense Karneval. Die traditionellen „peliqueiros“ mit ihren furchteinflößenden oder humoristischen Masken sowie mittelalterlichen oder barocken Kostümen sind charakteristisch für die Festivals „Xinzo de Limia“ und „Viana do Bolo“ sowie die Festlichkeiten in „Laza“ und „Erin“. Sie ziehen durch die Straßen und werden von lauter Musik begleitet.
Im Juni findet „Caraballino“ statt, im Juli das Ribadavia Festival of Wine und das International Theatre Festival, im August die „Fiesta del Pulpo“.
Essen und Trinken gehören ebenfalls zu den Festivals in der Provinz Ourense. Dazu kleidet man sich beispielsweise wie ein Bulle, isst Schweinefleisch und bewirft sich mit Mehl. All das hat seine Ursprünge in der Geschichte der Region und wird mit Leidenschaft zelebriert.
Bildquellen und -lizenzangabe:
1. Bild: Cañón do Sil von amaianos unter der CC.
2. Bild: Vista de los Cañones del Sil von José Antonio Gil Martínez unter der CC.
3. Bild: Catedral de Ourense von Jose Luis Cernadas Iglesias unter der CC.
4. Bild: As pantallas de Xinzo von amaianos unter der CC.
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