Um kaum eine Gemeinschaft in Spanien ranken sich so viele Mythen und Geschichten wie um das Baskenland. Liegt es an der eigentümlichen Sprache (Euskara), den besonderen Sportarten, der berühmten Kopfbedeckung (Baskenmütze) oder etwa der unzähmbaren Natur? Das sollte wohl jeder für sich entdecken, eines sei allerdings vorweg gesagt: Das Baskenland ist mit Worten kaum zu beschreiben und in jedem Fall eine Reise wert!
Land und Leute im Baskenland
Die autonome Gemeinschaft Baskenland (spanisch: País Vasco) mit dem baskischen Namen Euskal Herria / Euskadi liegt im Norden der Iberischen Halbinsel und umfasst eine Fläche von 7.234 Quadratkilometern, auf der fast 2,2 Millionen Menschen leben. Unterteilt wird das Baskenland auf spanischem Territorium in drei Provinzen (Gipuzkoa, Biskaya und Alava), die sich wiederum in 250 Gemeinden gliedern.
Die autonome Gemeinschaft Baskenland erstreckt sich aber auch über die Landesgrenzen hinaus, so zählt die Provinz Navarra und das Départements Pyrénées-Atlantiques in Frankreich ebenso zur Gemeinschaft, was politisch und gesellschaftlich oftmals zu Spannungen führt. Im Norden grenzt das Baskenland an den Golf von Biskaya, während die letzten Pyrenäenausläufer die natürliche Grenze zum Nachbarland Frankreich bilden. Trotz des Baskischen Berglandes, welches als Bindeglied zwischen den Pyrenäen und dem Katabrischen Gebirge dient, sind die eigentlichen Berge relativ flach – die höchste Erhebung ist der Pico de Aizkorri mit 1.544 Metern. Der Küstenstreifen hingegen ist von hohen und steilen Klippen geprägt, die wenige, aber feinsandige breite Badestrände preisgeben und für sämtliche Wassersportarten bestens geeignet sind.
Wirtschaft
In punkto Wirtschaft gehört das Baskenland zu den wohlhabendsten Regionen in ganz Spanien, was nicht zuletzt an der erfolgreichsten Industriegenossenschaft der Welt, der Mondragón Corporación Cooperativa (MCC), mit über 70.000 Mitarbeitern liegen dürfte. Auch die Infrastruktur im Baskenland ist ausgesprochen gut, sowohl zu Land, als auch zu Wasser und in der Luft, allen voran der Flughafen in Bilbao.
Baskenland Landschaft und Klima
Wie schon das Lied „Grünes Haupt, Feuer im Herzen“ des Liedermachers Benito Lertxundi zum Ausdruck bringt, fällt das kräftige Grün der Natur im Baskenland besonders in Auge. Bedeutsame Städte wie San Sebastian, Bilbao oder Vitoria zeugen von der Industrialisierung und dem Wohlstand der Basken. Vor allem aber das atlantische Klima mit viel Feuchtigkeit und milden Temperaturen trägt seinen Teil zu der üppigen Landschaft bei. Im Landesinneren herrscht kontinentales Klima, bei dem auch Schneefälle im Winter keine Seltenheit sind. Typisch für die katabrische Steilküste sind zudem die feinen Niederschläge, auch „txirimiri“ genannt. Seltene und bedrohte Tierarten finden in Naturparks wie Valderejo oder Urkiola und im baskischen Biosphärenreservat Urdaibai Zuflucht. Zugleich zählt das 230 Quadratkilometer große Ría de Urdaibai zu den ökologisch bedeutsamsten Flussmündungsgebieten in Europa mit einer einzigartigen Flora und Fauna. Für Aktivurlauber bietet das Baskenland zahlreiche Attraktionen, so ist es besonders für Golfer, Reiter, Wanderer und Bergsportler ein beliebtes Reiseziel mit idealen Bedingungen.
Geschichte und Kultur des Baskenlandes
Die Eigentümlichkeit des Baskenlandes geht auf längst vergangene Zeiten zurück, deren Geschichte so alt ist, dass seine Ursprünge bis heute nicht ganz geklärt sind. Ob sie nun als Nachfahren der iberischen Urbevölkerung oder als Ahnen kaukasischer Einwanderer betrachtet werden, eines ist sicher, schon immer mussten sich die Basken in ihrer Region behaupten und ihr Territorium verteidigen. Römer, Franken, Goten, ja selbst Wickinger haben ihrer Unabhängigkeit bis zum 6. Jahrhundert nichts anhaben können. Darauf folgten immer wieder Kämpfe mit den beiden neuen Nachbarn, den Franken im Norden und den Westgoten im Süden, von denen die Basken, je nach politischer Konjunktur, beherrscht wurden. Obwohl Sprache und Kultur diese Tribute durchleben mussten, was sich in jüngster Zeit durch die französischen und spanischen Einflüsse fortsetzte, dominiert bis heute die baskische Sprache, ebenso wie die auffallende Folklore und die prekären Sportarten, in denen es meist auf die pure Kraft ankommt, wie Tauziehen, Wettsägen oder Steine stemmen. Was das Baskenland bis heute „in Verruf“ gebracht hat, dürften die stetigen baskischen Widerstände der ETA sein. Die baskische Untergrundorganisation hat sich zum Ziel gesetzt, das Baskenland mit Waffengewalt vom restlichen Spanien loszulösen und seine Unabhängikeit durchzusetzen. Die gewaltsamen Autonomiebestrebungen mit blutigen Anschlägen sorgen immer wieder für Schlagzeilen.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
In das Baskenland zu reisen bedeutet, die magische Landschaft zu entdecken, Gastfreundschaft und kulinarische Köstlichkeiten zu genießen und die zahlreichen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Hierzu zählt natürlich das Nationalsymbol der Basken in der „heiligen Stadt“ Guernica. Schon im 10. Jahrhundert tagte hier der Ältestenrat des Volkes unter einer alten Eiche, dessen Stumpf noch heute zu bewundern ist. Die zentrale Bedeutung des Ortes rührt aber auch von der jüngsten Vergangenheit her, nachdem Guernica im zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff fast gänzlich zerstört wurde, was heute im Friedensmuseum am Ort nocheinmal durchlebt werden kann. Verbunden werden kann dieser Ausflug mit einem Abstecher in das Biosphärenreservat Urdaibai und der Höhle Santimamiñe in Kortezubi mit seinen Höhlenmalereien. Das Guggenheim-Museum in Bilbao untermalt eindrucksvoll die architektonischen Fertigkeiten der Basken. Das Bauwerk selbst ist von imposanter und außergewöhnlicher Schönheit, während im Inneren die baskische und spanische Kunst zur Geltung kommt.
Essen und Trinken
Die baskische Küche ist so abwechslungsreich wie seine Natur und genießt nicht nur innerhalb Spaniens einen hervorragenden Ruf. Weit über die Landesgrenzen hinaus ist der Wein aus dem Baskenland bekannt, vornweg der Rioja aus der gleichnamigen Region La Rioja Alavesa. Aber auch der baskische Weißwein Txakoli und der hervorragende Sidre verwöhnen den Gaumen seiner Probanden. Das gastronomische Angebot im Baskenland ist überdies ungemein vielfältig und die Portionen reichhaltig. Serviert werden vornehmlich Spezialitäten aus dem Meer, die allesamt zu schmackhaften Gaumenfreuden zubereitet werden.
Bildquellen und -lizenzangabe:
1. Bild (Header): DSC00895 von Fred Zelders unter der CC
2. Bild: Euskadi´07 von Jaume Meneses unter der CC
3. Bild: Urdaibai III von josu.orbe unter der CC
4. Bild: Guggenheim-Museum Bilbao von Jean-Pierre Dalbéra unter der CC