Die Provinz Zaragoza, oder Saragossa im Deutschen, liegt im Herzen der autonomen Gemeinschaft Aragonien. Im Norden grenzt die Nachbarprovinz Huesca, im Süden Teruel. Beide sind jedoch größen- und bevölkerungsmäßig gesehen kleiner: In Zaragoza leben rund 900.000 Menschen auf 17.252 km² Fläche. In der gleichnamigen Provinz-Hauptstadt, ebenso Hauptstadt der gesamten Gemeinschaft, haben sich mehr als die Hälfte aller Bewohner Aragoniens niedergelassen. Zaragoza ist die einzige Großstadt (fünftgrößte in ganz Spanien) und ein bedeutendes urbanes Zentrum, das die Provinz am Ebro dominiert und der größte Wirtschaftsmotor ist.
Weitere bedeutende Städte sind Calatayud, Tarazona, Ejea de los Caballeros und Caspe. In Zaragoza spricht man meist kastilisch, nur im Osten, entlang der Grenze zu Katalonien, kann man auch Katalanische Dialekte hören. Vielfältige Landschaftsräume und geologische Besonderheiten kennzeichnen die Provinz und machen eine Entdeckungsreise durch Zaragoza zu einem Abenteuer mit vielen naturkundlichen Überraschungen.
Zaragoza im Sog der Geschichte
Durch seine geographische Lage als natürliche Grenze zwischen dem restlichen Europa und der iberischen Halbinsel trafen sich in der Provinz Zaragoza im Laufe der Jahrhunderte die unterschiedlichsten Kulturen und Zivilisationen. Noch mehr als die Nachbarprovinz Huesca wurde Zaragoza von arabischen Einflüssen geprägt. Zahlreiche Minarette und Moscheen sind noch heute Zeugnis der islamischen Besatzungszeit. Im Mittelalter, als die Araber langsam zurückgedrängt wurden, entstanden zahlreiche christliche Bauten, um die orientalischen Einflüsse zu tilgen und das Gebiet möglichst umfassend zu christianisieren. Die Romanik hielt Einzug in Zaragoza – Zeichen der Feudalgesellschaft, die zu dieser Zeit im kontinentalen Europa aufkam. Das bedeutendste Relikt der Romanik ist in der Stadt Daroca zu finden – die Cincovillas. Die Zisterzienserkunst drückte der Region ebenfalls ihren unauslöschlichen Stempel auf.
Landschaft und Klima
Im Norden markiert die Sierra de Alcubierre die Grenze zur Provinz Huesca. Ihr vorgelagert sind die Monegros, eine Wüstenlandschaft von 2.500km² Größe. Der Ebro teilt Aragonien von Nordwesten nach Südosten. Sein fruchtbares Tal bewässert die Provinz Zaragoza. Durch seine vielen Zuflüsse ist er der wasserreichste Fluss Spaniens. Nach Süden hin wird das Land zusehends flacher.
Im fruchtbaren Ebrotal ist das Klima durch wenig Niederschläge, heiße Sommer und kalte Winter geprägt. In Richtung Norden steigt die Menge der Niederschläge, nach Süden hin findet man mediterranes Feuchtklima.
Wirtschaft und Tourismus
Das Kapital der Provinz Saragossa besteht aus der florierenden Hauptstadt, in der vor allem die Autoindustrie viele Arbeitsplätze schafft. Aragoniens Pro-Kopf-Einkommen liegt nicht zuletzt dank dieses Umstandes über dem spanischen Durchschnitt. Ausgezeichnete Weine aus den Anbaugebieten Carinena, Calatayud und Campo de Borja und einheimische landwirtschaftliche Produkte werden in den landwirtschaftlich geprägten Ortschaften im Ebrotal erzeugt.
Im Tourismussektor bietet die Provinz beeindruckende Landschaftsräume und mehrere Kurorte mit Thermalbädern.
Einfach aber nahrhaft – Zaragozas Küche
Einheimische Produkte dominieren die Speisen der Provinz. Fleisch von Schwein, Lamm und Rind, Geflügel und das ausgezeichnete Gemüse der Provinz Zaragoza werden zu einfachen und schmackhaften Gerichten verarbeitet. Dazu wird einer der prämierten Weine gereicht. Die Flüsse bieten eine große Auswahl an Fischen, beliebt sind Kabeljau und Forelle. Eine große Rolle spielt dabei auch Obst, das im fruchtbaren Ebrotal ausgezeichnet gedeiht. Am Unterlauf wachsen die besten Pflaumen, das Tal von Ribota liefert pralle und wohlschmeckende Kirschen.
Zum Dessert liebt man Süßes. Mit den Crespillos, Bällchen aus Borretschblättern und den Turron de Guirlache, einem Mandel-Karamell-Brot, findet man zwei Spezialitäten, die noch aus maurischer Zeit stammen. Süße Törtchen, Schmalzgebäck und die Mudejar-Süßwaren, die in Daroca hergestellt werden, ergänzen das Angebot.
Sehenswürdigkeiten in der Provinz Zaragoza
Sieht man sich in der Provinz nach beeindruckenden Bauwerken um, muss man nicht allzu lange suchen. Beim Streifzug durch die Hauptstadt Saragossa stößt man auf den Aljaferia-Palast. Im 11. Jahrhundert als Erholungsort und zur Verteidigung der Stadt von den Mauren errichtet, ist er heute Sitz des Regionalparlaments von Aragonien. Der Palast ist ein exemplarisches Beispiel der Mudejarkunst, die sich aus der Verschmelzung von maurischer Handwerkskunst und den Anforderungen an christliche Gebäude entwickelte. Die UNESCO erklärte 2001 die im Mudejarstil errichteten Gebäude als Gesamtkunstwerk zum Weltkulturerbe. Neben dem Palast in Zaragoza sind Bauwerke in dieser Stilrichtung in vielen Ortschaften am Ebroufer sowie im Vorgebirge des Moncayo zu finden.
Außerhalb der Hauptstadt findet man bedeutende Sakralbauwerke zum Beispiel in Caspe, dort steht die Stiftskirche Santa María la Mayor oder in Daroca, in dem man die Kollegialkirche Santa María la Mayor – sowie ein gut erhaltenes Arrangement mittelalterlicher Bauten – findet. Ebenfalls sehenswert sind die Zisterzienser Klöster, an erster Stelle steht hier das Piedra-Kloster in der Nähe von Calatayud. Die Anlage bietet eine weitläufige Parklandschaft, die 1940 zur Nationalen Malerischen Landschaft erklärt wurde.
Weitere Klöster findet man in Veruela, am Fuße des Moncayo und in Rueda am Mittelebro. In dem Dorf Fuendetodos, in der Nähe der Ruinenstadt Belchite, kann man das Geburtshaus des berühmten spanischen Malers Francisco de Goya besichtigen.
Tarazona ist Sitz der römisch-katholischen Diözese und die viertgrößte Stadt der Provinz. Sehenswert ist die vieleckige Stierkampfarena aus dem 18. Jahrhundert. Tarazona ist stark von der Mudéjar-Architektur geprägt, was sich besonders in der Kirche Santa María Magdalena und in der gotischen Kapelle zeigt.
Feste der Provinz Saragossa
Die Spanier lieben Feste aller Art. Auch die Provinz Zaragoza macht hier keine Ausnahme. Eines der bedeutendsten Feste wird in der Hauptstadt gefeiert. Die Fiesta Virgen del Pilar findet jährlich im Oktober statt und ist mit einem eine Woche dauernden Fest verbunden, das sich durch die ganze Stadt zieht. In Daroca ist das Corpus Christi sehenswert, ein besonderes La Vendimia (Erntedankfest) findet man in Carinena und auch das Festival de la Fruta in Calatayud ist einen Besuch wert. Und wer sich in die Vergangenheit zurückversetzen lassen möchte, der sollte einmal ein Batallas de Moros y Cristianos besuchen, einem Volksschauspiel, bei dem die Schlacht zwischen Mauren und Christen eindrucksvoll nachgestellt wird.
Naturpark Dehesa del Moncayo
Wer seinen Urlaub abseits der Städte verbringen möchte, kann im Naturpark am Fuße des Moncayo, die Seele baumeln lassen. Der Moncayo ist mit 2.373m der höchste Gipfel der Iberischen Gebirgskette. Gletscherreste am Gipfel gehen in üppige Laubwälder über. Das klimatische Übergangsgebiet ist im kurzen Sommer mild mit wenigen Niederschlägen. Die Winter sind lang und kalt. Die Besonderheit dieses Gebietes sind die Buchenwälder und die klare Vegetationsabstufung und Abhängigkeit von der Höhe.
In der Nähe von Daroca, im Südwesten der Provinz befindet sich der größte spanische Steppensee, der gleichzeitig eines der bedeutendsten Feuchtgebiete Europas ist. Am Gallocanta nisten jeden Winter mehr als 100.000 Vögel. Die Lomaza de Belchite im Süden und die Monegros im Norden von Zaragoza sind zwei einzigartige Steppengebiete in Europa.
Die Provinz Saragossa vereint einzigartige Naturräume und zeigt mit der Mudejarkunst beeindruckende Ergebnisse der Verschmelzung zwischen arabischer Kunstfertigkeit und den Grundsätzen des Christentums.
1. Bild (Header): Montañas nevadas von Marc Climent unter der CC
2. Bild (Text): Monasteria de Piedra – Zaragoza von ramonbaile unter der CC
Anmerkungen:
– inhaltlich ergänzen: Infrastruktur (Flughafen bspw.), Unterkunftsmöglichkeiten für Urlauber