Andalusien grenzt, als einzige der 17 autonomen Gemeinschaften auf dem spanischen Festland, gleich an zwei Meeresküsten: Die faszinierende Atlantik-Küste im Südwesten und die beliebte Sonnenküste des Mittelmeeres im Südosten – ein Küstenstreifen von 800 Kilometern Länge.
Dennoch konzentriert sich der Tourismus, mit einem Bettenangebot von immerhin über 70 Prozent der gesamten Gemeinschaft, hauptsächlich auf die Costa del Sol.
Vielen Besuchern bleiben dabei die Schönheiten und das Facettenreichtum Andalusiens verborgen, denn die Region im Süden des spanischen Festlandes mit seiner Hauptstadt Sevilla hat weitaus mehr zu bieten, als nur Sonne und Strand.
Andalusien – Land und Leute
Die zweitgrößte spanische Gemeinschaft umfasst eine Fläche von über 87.000 Quadratkilometern. Eingeteilt in acht Provinzen (Almería, Cádiz, Córdoba, Granada, Huelva, Jaén, Málaga, Sevilla) leben in Andalusien etwa acht Millionen Einwohner. Die Landesgrenzen bilden die Estremadura und Kastilien-La Mancha im Norden, Murcia und das Mittelmeer im Osten, Mittelmeer und Atlantik im Süden und Portugal im Westen. Ein Großteil der Andalusier leben in den Küstenbereichen, der durch Tourismus und Fischfang eine beständige Einnahmequelle bietet. Im Landesinneren wird traditionell viel Landwirtschaft betrieben, fast die Hälfte des Territoriums werden für den Anbau von Getreide oder Oliven genutzt. Eine lange Tradition haben Viehzucht, Jagd und Fischerei. Letztere beiden haben, an der Wirtschaftsleistung gemessen, an Bedeutung verloren, insbesondere die Jagd ist heute fast ausschließlich eine Freizeitaktivität. Auch der Energiesektor, insbesondere die Solarsparte, gewinnt im südlichsten Areal Europas zunehmend an Bedeutung.
Landschaft und Klima Andalusien
Andalusien zählt zu einer der wärmsten Regionen in Europa und verbucht pro Jahr mehr als 3.000 Sonnenstunden. In der gesamten Gemeinschaft herrscht ein gemäßigtes Mittelmeerklima, was heiße, trockene Sommer bedeutet, auf die milde Winter mit nur wenigen Niederschlägen folgen. Die landschaftliche Unterschiedlichkeit, von der Sierra Morena im Norden, dem Guadalquivir-Becken im Landesinneren, bis hin zur Betischen Kordillere im Süden Andalusiens, wird dabei durch ihren ökologischen Reichtum hervorgehoben. So gehören 18 Prozent der Landesoberfläche zu den mehr als 80 Naturschutzgebieten Andalusiens, die in Naturreservate, Naturparks und Naturlandschaften unterteilt sind. Unter ihnen etwa die weltweit einzigartigen Edeltannenwälder der Sierra de las Nieves und Sierra Bermeja oder Europas einzige Wüste in Tabernas (Almeria). Das Landschaftsbild Andalusiens könnte kaum unterschiedlicher sein, von den höchsten Gipfeln in der Sierra Nevada bis hin zu den breiten Sandstränden der Atlantik-Küste, wird Andalusien von vielen faszinierenden Reizen geprägt.
Infrastruktur
Die Infrastruktur in Andalusien ist ebenfalls hervorragend ausgebaut, sodass auch Langstrecken schnell und komfortabel zurückgelegt werden können. Auf einem Straßennetz von über 24.000 Kilometern sind Überlandbusse permanent im Einsatz, eine hervorragende Verbindung bietet auch der Hochgeschwindigkeitszug AVE, der Córdoba und Sevilla mit Madrid verbindet. Gleich 5 internationale Flughäfen (Málaga, Sevilla, Almería, Granada, Jerez de la Frontera) und 37 Yachthäfen und 5 Seehäfen, darunter mit Sevilla den einzigen Binnenhafen in ganz Spanien, nennt Andalusien sein eigen.
Andalusien Geschichte und Kultur
Ein Sprung in die Geschichte Andalusiens verdeutlicht die zahlreichen Einflüsse in seiner Entwicklung. Bis heute zeugen steinerne Monumente von der Entwicklung durch die unterschiedlichen Kulturen und ihre Einflussnahmen. Zur Zeit der römischen Herrschaft wurden die Städte des heutigen Andalusiens nach römischen Vorstellungen errichtet und auch die lateinische Sprache zeugte von der Einflussnahme der Römer. Zog es in der frühzeitlichen Entwicklung noch viele Völker aus dem Norden in den spanischen Süden, so hinterließen besonders die folgenden afrikanischen und arabischen Kulturen ihr, bis heute spürbares, Erbe. Kein Wunder, denn von der südlichsten Stadt des europäischen Kontinents (Tarifa) sind es durch die „Straße von Gibraltar“ nur 14 Kilometer bis zum afrikanischen Kontinent, erst 1492 wurde die Herrschaft der Mauren in Andalusien beendet. Die Eroberungen von Phöniziern, Karthagenern und vorrangig der lange verweilenden Mauren, sind dabei nicht nur von architektonischen Höhepunkten geprägt, vielmehr prägten sie die Sitten, Bräuche und den gesamten Lebensstil der heutigen Andalusier. Die deutlichste Hinterlassenschaft der Mauren ist, neben der unübersehbaren Architektur, aber auch der Name dieser Region. Das neu eroberte Land wurde von Ad bar-Rahman I. im Jahr 756 auf den Namen Al-Andalus getauft.
Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten
Längst wird klar, dass Andalusien mehr zu bieten hat als Sonne, Strand, köstlichen Schinken oder weltberühmte Pferde. Die unnachahmliche, orientalische Prägung übt eine besondere Faszination auf die Besucher des südlichen Spaniens aus. Die große Bedeutung der Ornamentik in Gebäuden, aber auch in Gebrauchsgegenständen zeigt deutlich, wie stark Andalusien bis heute von seinen islamischen Vorfahren geprägt ist. Moscheen, Badehäuser und die eng verwinkelten Gassen mit ihren reich verzierten Häusern gestalten häufig die Stadtbilder. Der Wert der kulturellen Schätze wird bei einer Reise zur Alhambra, der alten Kalifenstadt Cordoba oder den berühmten weißen Dörfern Vejer de la Frontera oder Cómpeta deutlich und kommt auch im traditionellen Flamenco, der auf die unterschiedlichsten Kultureinflüsse zurückgeht, immer wieder zur Geltung. Aber auch das Grabmal des brühmten Christoph Kolumbus ist in Andalusien zu finden, in der Kathedrale Santa Maria de Sede in Sevilla lagern die sterblichen Überreste des Seefahrers. Die Liste der landschaftlichen, kulturellen und architektonischen Highlights Andalusiens ließe sich unendlich weiterführen, zu vielfältig ist die Region, was schon Berühmtheiten wie Rilke zum Schwärmen brachte. Von der touristisch begehrten Costa de la Luz oder Costa Tropical, den vielen Sightseeing Möglichkeiten wie Granada oder Malaga, bis hin zur wunderschönen Altstadt von Cordoba, lässt Andalusien kaum Wünsche offen. Besonders für Golfer oder Wassersportler sind die Gegebenheiten vor Ort ideal, zahlreiche Golfplätze und perfekte Sufbedingungen locken etliche „Aktive“ nach Andalusien.
Essen und Trinken in Andalusien
Wie fast überall in Andalusien, finden sich die Erbschaften der Mauren auch in der Esskultur der Südspanier wieder. Auf kreative Art und Weise werden hier Fleisch und Fisch mit Früchten und Kräutern kombiniert, untermalt von den scharfen Gewürzen des Orients. Für den europäischen Geschmack eher ungewöhnliche Beigaben zu Fisch und Fleisch wie etwa Korinthen, Feigen, Orangen, Pinienkernen oder gar Schokolade gehören zum gastronomischen Erlebnis bei der Erkundung Andalusiens. Weniger von den Mauren, mehr von den perfekten landschaftlichen Gegebenheiten, konnte sich der berühmte Serrano Schinken weit über die Landesgrenzen einen Namen machen. Ein ganzer Hektar Stein- und Korkeichenlandschaft der Sierra Morena steht jedem Schwein während der Mastzeit von November bis Januar zur Verfügung. Der ausschließliche Verzehr der Eicheln während dieser Zeit gibt dem berühmten Serrano Schinken seinen unverwechselbaren Geschmack. Ebenso stehen klimatische und landschaftliche Gegebenheiten für das bekannteste Getränk Andalusiens, dem Sherry aus der Palomino-Traube. Der klassische Fino verdankt sein Bouquet dem atlantischen Seeklima und den kalkigen Böden, wie sie im „Sherry-Dreieck“ von Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa Maria und Sunlúcar de Barrameda zu finden sind.
Bildquellen und -lizenzangabe:
1. Bild (Header): Parque Natural Jaen von Allie_Caulfield unter der CC
2. Bild: Spain, Costa del Sol von Franziska Garvert unter der CC
3. Bild: Alhambra von Guillén Pérez unter der CC
Für mich ist Andalusien die schönste der comunidades Autónomas (Länder) in Spanien, weil unglaublich vielfältig. Die besonderen klimatischen Eigenschaften (das Licht, die Pflanzenwelt) gefallen mir gut, die Berge, Landschaft, Naturparks (knapp ein Viertel der Fläche Andalusiens ist naturgeschützt). Aber auch die Städte, einzigartig geprägt mit arabischem Charme und der Livestyle. Sevilla ist der Klassiker und das „Typical spanish“, aber auch Granada, Cádiz und Málaga haben sehr viel Charme. Also: Einmal Andalusien, immer Andlausien! Sie werden belohnt mit Landschaft, Strände (vorallem um Tarifa), Berge, Städte. Was will man im Urlaub noch mehr?
Andalusien ist wirklich toll. Ich empfehle hier auch mal ein unbekannteres Gebiet: die Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas in der Nähe von Jaen. Das ist Spaniens größter Naturpark. Ein zauberhaftes bis etwa 2OOO m hohes Karstgebirge mit orange schimmernden Felsen, smaragdgrünen Teichen, Bächen und Wasserfällen, einem großen Stausee in der Mitte und vielen wilden Tieren. Das Besondere ist, dass der mediterrane Wald dort als eine Art Oase in einer trockenen Gegend immer grün ist, auch im Hochsommer. Dieses schöne Gebiet ist trotz seiner Größe fast nur spanischen Wanderern bekannt. Muss ja nicht so bleiben.
Trotzdem möchte ich hier auch erwähnen, dass nicht nur Andalusien landschaftlich vielfältig ist. Wie wäre es denn mal mit dem ‚Gegenpart‘, sowohl landschaftlich wie kulturell: dem christlich-keltischen Asturien an der Biskaya-Küste?